Flüchtlings-Ramadama-Aktion äußerst erfolgreich

Es ist ein trüber, regnerischer Samstag im Oktober. In den drei langgezogenen Containern und auf dem Gelände neben der Feuerwehr in Odelzhausen herrscht kurz vor zehn Uhr reges Treiben.
Zwei Männer mit dunkler Hautfarbe kommen hinter dem ersten Container hervor und schleppen ein altes, unbrauchbares Sofa zu einem Haufen mit Sperrmüll. Von der Vorderseite nahen mehrere Afrikaner und werfen kaputte Fahrräder auf den Abfall. In den Containern sieht man Menschen mit Putzeimern, Schrubbern und Fensterledern hantieren. Sogar ein Schild mit der Aufschrift „Vorsicht Rutschgefahr“ ist während der Reinigungsarbeiten in den Fluren aufgestellt. Obwohl fast alle der rund 60 Bewohner sehr fleißig bei der Sache sind, ist die Stimmung lässig. Aus allen drei Containern wummert afrikanisch anmutende Pop- oder Rap-Musik. In Haus eins schrubbt gerade ein junger Mann mit Hingabe den Eingangsbereich als ein anderer vorbeikommt und ihm wie die Karikatur eines spießigen Kontrollettis zuruft: „Hey, du darfst nicht die Fuge an der Türe vergessen!“ Die beiden jungen Männer grinsen sich an.

Flüchtlinge wollen schönes Zuhause

Auf die Frage, warum sie sich so eifrig an der Ramadama-Aktion beteiligen, geben die meisten einfache, aber überzeugende Antworten wie beispielsweise: „Ich will, dass es gut aussieht“ oder „Es ist notwendig, wir leben schließlich hier“ und „Nach dem Putzen ist der Geruch so gut.“ Beim Blick in die Toiletten in Haus eins, in denen gerade zwei Männer mit Reinigungsarbeiten beschäftigt sind, macht Nomoko Yidi darauf aufmerksam, dass schon seit geraumer Zeit „Wasser aus dem Rohr oder dem Boiler kommt. Wir wollen das reparieren!“. Natürlich weiß der offiziell im Camp arbeitende, sogenannte Kümmerer, Bernhard Riege längst Bescheid und organisiert Abhilfe.

Partystimmung in Haus drei

Natürlich wird auch in Haus drei entrümpelt und geputzt. Aber die Stimmung hier ist besonders ausgelassen. Der Grund wird deutlich, als Gabriel Ogbomo auf die Frage, warum alle so aktiv und fleißig sind, die Antwort gibt: „Ich will, dass es sauber ist, weil mein Sohn Richmond heute seinen zweiten Geburtstag feiert!“ Tatsächlich bereiten in der Küche einige afrikanische Frauen Essen vor und backen einen Kuchen. In einem anderen Raum, in dem das Fest stattfinden wird, hängen Luftballons und an der Wand ist ein Geburtstags-Schriftzug angebracht. Zwischen den Erwachsenen wuseln etwa sechs bis acht Kleinkinder herum und scheinen sich prima zu vergnügen. Später werden das Geburtstagskind Richmond und auch alle anderen Kinder unter großem Gejohle von einer Helferin mit Stofftieren beschenkt.

Alle sind zufrieden

Gegen Mittag ist die Aktion weitgehend abgeschlossen. Die Unterkünfte sind nun blitzblank. Lydia Holzinger vom Landratsamt Dachau war bei der gesamten Ramadama-Aktion vor Ort und scheint sehr zufrieden zu sein. Sie hat für die Helfer Pizzen und Getränke geholt und in das Büro des „Kümmerers“ Bernhard Rieger gestellt. Der Kümmerer geht in sämtliche Zimmer und lädt die Ramadama-Aktivisten zum Essen ein. Normalerweise hätte das Essen in den Gemeinschaftsräumen stattgefunden, aber in Corona-Zeiten will man Ansammlungen vermeiden. Die Menschen kommen einzeln und verzehren ihre Belohnung in ihren Zimmern. Im Gegenzug kommt auch ein Afrikaner vorbei und bietet den anwesenden Helfern scharfe Fleischspieße an.

Gute Vorbereitung

Dass die Ramadama-Aktion so erfolgreich für alle Beteiligten war, liegt auch an der sehr guten Vorarbeit aller Beteiligten. So hatte etwa der Integrationslotse Julius Fogelstaller vom Landratsamt Dachau eine präzise Liste mit den Aufgabenverteilungen erstellt. Darin waren alle relevanten Punkte aufgelistet: Welche Putzmittel werden gebraucht, wer organisiert Ersatz für Möbel, die entsorgt wurden, wer kümmert sich um den Abtransport des Sperrmüllcontainers, wer verfasst einen Flyer zur Information der Bewohner etc.
Zusätzlich zu dem Info-Flyer im Eingangsbereich wurde auch wenige Tage vor der Aktion ein großes Plakat zur Erinnerung an der Stirnseite von Haus eins aufgehängt. Und – last but not least – hat sich eine Helferin sogar die Mühe gemacht, allen Flüchtlingen die auf Freiwilligkeit basierende Ramadama-Aktion im Einzelgespräch zu erklären. Aufgrund des großen Erfolgs wird es wohl auch im nächsten Herbst wieder heißen: Ramadama!

 

Claus Ritzi

Bilder der Ramadama Aktion