M. V. , 71 Jahre, Rentner

„Am Anfang war der Helferkreis in Arbeitskreise aufgeteilt. Die Leiterin der Deutschkurse hat damals auf die Schnelle einen Kurs für syrische Flüchtlinge in München organisiert. Sie stand unter Zeitdruck, da nach einer bestimmten Frist keine Fördergelder mehr gewährt worden wären. Ich war als ‚Springer’ eingeteilt und deshalb wurde mir die Aufgabe zugeteilt, unsere etwa 20-köpfige Syrer-Gruppe nach München zu begleiten. Die Möglichkeiten, sich mit den jungen Männern zu verständigen, waren eingeschränkt: Nur drei von ihnen sprachen Englisch, der Rest lediglich Arabisch.

Trotzdem lief es zunächst ganz unproblematisch ab – alle waren pünktlich zur Stelle, sodass wir wie geplant mit dem Bus nach Pasing fahren konnten. Von dort aus nahmen wir einen weiteren Bus, der bis zur Grundschule fuhr, wo der Deutschkurs stattfinden sollte. Nachdem uns die Kursleiterin in Empfang genommen hatte, führte sie die Gruppe in das Klassenzimmer, in dem sie die Gruppe dann auch unterrichtete. Als ich den Klassenraum sah, war ich schon ein wenig irritiert: Die syrischen Männer waren im Durchschnitt etwa 25 Jahre alt und sollten nun auf Stühlchen sitzen, die für die Größe von Grundschülern konzipiert waren?

Deutschkurs an Zielgruppe vorbei

Wie auch immer: Ich vereinbarte mit der Lehrerin, dass ich meine Schützlinge um 14:30 Uhr abholen sollte. Als ich zu diesem Zeitpunkt erschien, war der Unterricht noch nicht ganz zu Ende und ich konnte noch eine halbe Stunde miterleben, wie diese Lehrveranstaltung ablief. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass der Deutschkurs, so wie er abgehalten wurde, keinerlei Rücksicht auf die unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten der Kursteilnehmer nahm. Als grotesk empfand ich es auch, dass als Lehrmaterial beispielsweise ein Video eingesetzt wurde, das auf Kinder zugeschnitten war, die das Alphabet mithilfe von Kinderliedern lernen sollten. Die Lehrerin kam übrigens extra aus der Oberpfalz angereist, um diesen Deutschkurs halten zu können.

Um diese Situation besser einordnen zu können, muss man wissen, dass damals sehr viele Sprachkurs-Anbieter miteinander konkurrierten: Alle wollten die Fördermittel kassieren. Mein Verdacht ist, dass die Fördergelder zu diesem Zeitpunkt nach der Reihenfolge der Antragsteller und nicht nach deren Fähigkeiten vergeben wurden.

Wie auch immer: Nach diesen Eindrücken in der Münchner Grundschule habe ich beschlossen, zusammen mit der Deutschkurs-Leiterin in Odelzhausen den Syrern zusätzlich Nachhilfe zu geben. Allerdings war das Interesse an unserem Angebot auf Seiten der jungen Männer eher gering. Viele kamen nur sporadisch.

Dazu muss man wissen, dass die Syrer – etwa im Gegensatz zu Flüchtlingen aus Nigeria – von Anfang an als Gruppe und nicht als Einzelkämpfer aufgetreten waren. Teilweise waren sie sogar untereinander verwandt. Also hat sich die Mehrzahl der Gruppe auf wenige Einzelne verlassen, die ihnen im Notfall – eben auch bei Schwierigkeiten in der Verständigung – helfend zur Seite standen.

Ich kam für mich zu dem Entschluss, dass sich unser Einsatz trotzdem lohnt. Ein paar Nachhilfe-Schüler zeigten ja Interesse. Die anderen sollten es eben bleiben lassen. Da ich jedoch kein ausgebildeter Lehrer bin, hatte ich manchmal auch Zweifel an meinen didaktischen Fähigkeiten.“

Kommunikation über das Netz

„Neben meiner Tätigkeit als ‚Springer’ war ich auch im IT-Arbeitskreis, der sich um die Bereitstellung eines WLANs bemühte. Der Zugang zum WLAN wird  über Tickets mit einer Laufzeit von 30 Tagen  geregelt. Diese Tickets kosteten bis August 2016 zehn Euro. Nachdem  der größte Teil der Anschaffungskosten erwirtschaftet waren, konnten  wir den Preis auf fünf Euro senken. Inzwischen sind die Anschaffungskosten  getilgt und  es bleibt auch jetzt,  nach dem die Bewohnerzahl auf ca. 60 zurück ging, ein kleiner Überschuss bei den monatlichen Einnahmen.

Mehr Helfergeschichten